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„Leck mich am Arsch!“

Das musste doch einmal gesagt werden. Und nach neuester Rechtsprechung ist dieser Ausspruch auch nicht unbedingt als Beleidigung aufzufassen. Das leuchtet ein. Schließlich steht diese derbe Formulierung eines Wutausbruchs für ein gutes Stück Kultur. Wurde sie doch bereits von dem deutschen Dichterfürsten literarisch geadelt und von einem berühmten Genie musikalisch verklärt.

"Am Arsch" ist auch Kultur

„Er aber, sag´s ihm, er kann mich im Arsche lecken,“ lässt Johann Wolfgang von Goethe seinen Protagonisten sagen. Und kein Geringer als Wolfgang Amadeus Mozart verlieh der ordinären Redewendung musikalischen Glanz: Er schrieb 1782 tatsächlich einen Kanon mit dem Originaltitel: „Leck mich am Arsch, geschwindi, geschwindi“. Und das Ganze sechsstimmig! Da wird man dem blanken Hintern doch wohl auch noch eine religöse Bedeutung zubilligen dürfen. Unsere Altvorderen taten es: Wer glaubte, einer Hexe oder gar dem Leibhaftigen höchstselbst zu begegnen, konnte sich durch Aufsagen des Sprüchleins dem bösen Zauber entziehen.

Mit blankem Hintern kämpfen

Unsere Ahnen waren überdies wenig zimperlich, wenn sie einen vorüberziehenden Gegner schmähen wollten. Der blanke Hintern war für sie ein wirksames Ausdrucksmittel, besonders von der Burgmauer herab.

Dass man jedoch den besagten Körperteil im übertragenen Sinne auch mit Denkvermögen, Scharfsinn und Witz blank ziehen kann, hat uns Till Eulenspiegel vorgemacht. Dieser im 14. Jahrhundert umherstreifende Schalk nahm stets jedes Wort seiner Mitmenschen wörtlich, um ihnen so den Spiegel vorzuhalten und ihre Schwächen und Verfehlungen aufzuzeigen. Seine Eulenspiegeleien könnte man als Ausdruck einer tieferen Weisheit verstehen. Denn tatsächlich wird so manche Widrigkeit des Lebens mit Eulenspiegelei betrachtet erträglicher.

"Du kannst mich einmal" - oder auch nicht

Im Niederdeutschen bedeutet ‚aulen‘ so viel wie  „reinigen“. Und ‚Speegel‘ ist das Hinterteil des Wildbrets. Übersetzt heißt ‚Eulenspiegel‘ also nichts anderes als "Wisch' mir den Hintern" oder einfach "Leck mich am Arsch!".

Bleiben wir also locker, wenn uns wieder einmal die Zornesröte in das Gesicht steigt: Trost gibt uns in allen Dingen Ritter Götz von Berlichingen! Und selbst wenn wir den wirksamen Spruch aus irgendwelchen Umständen doch nicht laut artikulieren können, so bleiben wir gelassen: Es gibt eben Leute, die "können mich mal am Arsch lecken", und dann gibt es noch die, die nicht mal das dürfen.

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