Philosophengarten

"Gartenphilosophie" soll dem Garten eine Bedeutung geben

Der Garten ist ein umgrenztes Stück Land. Sein Besitzer kann es pflegen oder verwildern lassen, kann Gemüse und Obst anbauen oder Blumen pflanzen. Er kann es mit einem Zaun oder einer Mauer umgeben und als englischen oder französischen Garten gestalten.

Vielleicht will er den Garten als Naturgarten anlegen, weil er ihn als Brücke zwischen Mensch und Natur ansieht. Dann bleibt allerdings zu klären, ob er dabei den Naturgenuß oder den Naturschutz bezweckt, oder ob er lediglich den Garten als Erweiterung seines privaten Wohn- und Lebensraumes betrachtet.

In allen diesen Fällen wird die konkrete Erscheinungsform des Gartens von der Garten-Philosophie des Besitzers abhängen, also letztendlich davon, welchen Sinn der Gärtner seinem Tun gibt. Selbst wenn wir von ihm erwarten, dass er sein Vorhaben gründlich bedenkt, so müssen wir ihm keine streng logische Grundlagenforschung abverlangen. Dies wäre dann Philosophie im engeren Sinne.

 

Aber „Philosophie“ lässt sich ohnehin nicht allgemeingültig definieren, weil jeder, der philosophiert, eine eigene Sicht der Dinge entwickelt. Also können wir allen Gärtnern, die vernünftig ihrem Geschäft nachgehen, zugestehen, dass sie einer bestimmten Garten-Philosophie folgen.

Philosophischer Garten

Der "Erfinder" der Urform des philosophischen Gartens war der griechische Philosoph Platon (427 – 347 v.d.Z.). Sein Garten, den er nach legendären Quellen vor den Toren nordwestlich der Stadt Athen einrichtete, war ursprünglich ein Olivenhain, der dem attischen Helden Akademos geweiht war. Von diesem Namen Akademos her leitet sich der Begriff der „Akademie“ ab. Der philosophische Garten des Philosophen Platon war demnach das Urbild jener im Mittelalter in Europa gegründeten Universitäten.

Zutritt zur "Akademie" Platons hatten nur Wissenschaftler und eingeweihte Studenten. Im Gegensatz dazu machte der Philosoph Epikur, der Günder einer anderen bedeutsamen philosophischen Schule der Antike, seinen Garten in Athen, den er "kepos" nannte, zu einer für alle offenen Einrichtung, in der Interessierte auf zurückgelehnte und zugleich emphatische Weise das Problem des glücklichen Lebens erörtern konnten.

„Tritt ein, Fremder! Ein freundlicher Gastgeber wartet dir auf mit Brot und mit Wasser im Überfluss, denn hier werden deine Begierden nicht gereizt, sondern gestillt“. 

Lebensraum für die Gemeinschaft mit Freunden

Mit der oben zitierten Inschrift  begrüßte der Athener Epikur           (341v.Chr. - 270v.Chr.) am Eingang seines Gartens die Gäste, die teilweise von weit her und aus allen gesellschaftlichen Schichten kamen, um seinen philosophischen Ausführungen zu lauschen. Für ihn und seine Schüler war der Garten nicht nur Versammlungsort, sondern auch ein Lebensraum für die Gemeinschaft mit Freunden. Und er war ein Denk- und Erfahrungslabor, in dem Natur erlebt und erkannt werden konnte. Schließlich hatte die Philosophie nach Epikur nicht nur die Aufgabe, für gedankliche Klarheit zu sorgen, sondern auch die Lebensvorgänge von Pflanzen, Tieren und des Menschen zu erforschen.

Denkanstöße für gestresste Menschen unserer Zeit

Die lebenspraktische Philosophie Epikurs erschein manchem Denker heute noch aktuell zu sein, weil sie gerade in dieser hektischen Zeit gestressten Menschen wertvolle Denk-Anstösse geben kann.

Denn Epikurs Gedanken über die Lebensfreude, aber die auch über Lebenskunst so wie die über  Teilhabe an den Lebensgesetzen in der Natur, können wir noch heute gelten lassen. Und auch die epikureische Grundüberzeugung hat ihre Überzeugungskraft kaum verloren:

 

Intensives Erleben ist der Schlüssel zur Lebensfreude, und für die ist der "Philosophen-Garten" das geeignete Erfahrungslabor.