Piraten-Wissen

Die Piraterie hat eine lange Geschichte und wurde zeitweise sogar zu einer ernsten Bedrohung des wachsenden Seehandels.

Schon in der Antike tauchten Piraten vor allem dort auf, wo Handelsrouten durch Meerengen oder zwischen Inselgruppen hindurch führten. In der Blütezeit der Piraterie zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert bedrohten Seeräuber besonders in der Karibik die Handelsrouten zwischen Europa und der Neuen Welt. Von Berichten aus jener Zeit wird unser Bild vom Piraten geprägt. Heute ist Piraterie international geächtet und wird seit Juni 2008 von den Vereinten Nationen als kriegerische Handlung eingestuft.

Aktionen mit hohem Risiko

Bild: www.pixabay.com
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Es ist eine Mär, dass Piraten ein wildromantisches und lustiges Leben in unbe- grenzter Freiheit führten. Vielmehr war das Leben auf einem Piratenschiff hart.

Nur selten gab es Reichtümer zu ergattern, und das wochenlange Warten auf Beute war ermüdend. Dennoch musste jeder Pirat beim Auftauchen eines fremden Schiffes schnell einsatzbereit sein und beim Kapern in kurzen und äußerst heftigen Aktionen Leib und Leben riskieren.

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Zwar konnten die Einnahmen aus der Piraterie hoch sein, sehr hoch war allerdings auch das Risiko. Die Strafe für überführte Piraten war die öffentliche Hinrichtung, wobei der Leichnam mancherorts für drei Gezeiten als Abschreckung für andere hängen blieb.

Zulauf aus unterschiedlichen Schichten

Wer als Pirat an Bord eines Piratenschiffes ging, wollte anonym bleiben. Es kamen Diebe oder Mörder, flüchtige Deserteure und Meuterer, Arbeitslose und geflohene Sklaven, aber auch ehrliche Matrosen und sogar abenteuerlustige Adlige. Manchmal schlossen sich auch Seeleute gekaperter Schiffe den Piraten an. Auch einige wenige Frauen versuchten sich als Piratinnen.

Mitbestimmungsrechte für die Mannschaft

Jeder Pirat gab seinen Geburtsnamen ab und erhielt einen Spitznamen. Außerdem musste er meistens den 'Article of Agreement' unterschreiben. In diesem Vertrag wurden die auf dem Piratenschiff geltenden Regeln detailiert aufgeführt, der Mannschaft aber auch viele Mitbestimmungsrechte zugestanden.

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Der Kapitän wurde gewählt und führte das Kommando, musste sich aber mit dem Piratenrat abstimmen. Als Kapitän hatte er keine besonderen Rechte und bekam kein anderes Essen und auch keinen besseren Schlafplatz auf dem Schiff. Aber er hatte in den Gefechten das alleinige Kommando. Auch der Maat wurde gewählt und vertrat die Interessen der Mannschaft.

Ein Quartiermeister sorgte für Ordnung, ein Koch kümmerte sich um die Verpflegung und ein Zimmermann um die Reparaturen.

Wenig erholsamer Schlaf

Wenn die See ruhig war, langweilte sich die Mannschaft, betrank sich, tanzte und  johlte. Oder sie vertrieb sich die Zeit im Würfel- und Kartenspiel, wobei es oft zu heftigen Handgreiflichkeiten kam. Richtig ungemütlich wurde es bei rauhem Wetter. Schnell war die Besatzung vom Salzwasser durchnässt und fror, musste aber dennoch an die Segel und dort bis zur Erschöpfung arbeiten.

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Wenig erholsam war dann der Schlaf in den stinkenden Unterdecks voller Ungeziefer und Ratten. Dicht gedrängt zwischen der Ladung schliefen alle diejenigen, die gerade keine Wache hatten.

Besonders schwer traf es die Piraten, die krank wurden. Die hygienischen Bedingungen an Bord waren miserabel, und ein Arzt war selten an Bord.

 

Es gab auch keine Medikamente. So kam es vor,  dass im Gefecht verletzte Gliedmaßen vom Schiffs-Zimmermann ohne Narkose abgesägt werden mussten. Gegen die Schmerzen wurde der Kranke   mit Rum vollgepumpt. Dieser war auf dem Schiff immer reichlich vorhanden.

Harte Arbeit an Bord und an Land

Der Alltag der Piraten auf dem Schiff bestand meist aus sehr harter Arbeit.

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Die Mannschaft musste mit einfachen Mitteln das Schiff auf dem richtigen Kurs halten, die Segel setzen und wieder einholen oder in den Ausguck steigen, um rechtzeitig fremde Schiffe und mögliche Gefahren entdecken zu können.

Damit das Schiff für weitere Kaperfahrten in gutem Zustand gehalten werden konnte, wurde es an Land "kielgeholt", Muscheln, Algen und Schiffs-Bohrwürmer vom Rumpf entfernt, beschädigte Planken ersetzt und die Abstände zwischen den Planken kalfatert (abgedichtet). Außerdem wurden Segel und Takelage erneuert bzw. ausgetauscht sowie Wasser und Nahrungsvorräte für die nächste Fahrt besorgt und verladen.

Mangelhafte Ernährung an Bord

Die Ernährung an Bord war oft mangelhaft. Da sich die Schiffe meist über längere Zeiträume ausschließlich auf dem Meer befanden, war es schwierig, frische Lebensmittel mit an Bord zu nehmen. So ernährten sich die Piraten in der Regel von Zwieback und Dörrfleisch.

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Die fleischliche Haupt-Nahrungsquelle waren die Meeresschildkröten. Auch lebende Hühner waren an Bord der Schiffe üblich. Sie lieferten frische Eier und Fleisch.

Bei sehr langen Reisen halfen Zitrusfrüchte, Skorbut zu verhindern. Getrunken wurde Bier oder Wein, weil diese Getränke sich länger hielten als Trinkwasser in Fässern.

Zweckmäßige Ausrüstung für den Kampf

Die Schiffe der Piraten mussten schnell und wendig sein. Zugleich mussten sie aber auch Ladung tragen können und als Enterplattformen geeignet sein.

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Selbstverständlich mussten Piratenschiffe auch mit leistungsfähigen Kanonen bestückt werden können.

Die Ausrüstung der Piraten unterschied sich allerdings wenig von der anderer kämpfender Seeleute. Viele der notwendigen Dinge erbeuteten sie von ihren Opfern. Das galt auch für die benutzten Handwaffen.

 

Entermesser und Muskete waren besonders wichtig für den Gebrauch im begrenzten Raum an Bord eines Schiffes, wo die Gegner in unmittelbarer Nähe waren.

Gerechte Verteilung der Beute

Die Beute wurde zu gleichen Teilen an die Piraten verteilt. Jedoch erhielt der Kapitän den doppelten, der Schiffsjunge aber nur einen halben Anteil.

Vor der Verteilung wurden allerdings die körperlichen Schäden vergütet, die durch den Kampf verursacht worden waren. Das geht jedenfalls aus einem Dokument hervor, das auf den berühmten Piraten Sir Henry Morgan zurückgeht. Schwere Körperschäden wurden hier aufgelistet und jeweils in Piaster bemessen. Die Kaufkraft dieser Währung war hoch: Für zwei spanische Piaster konnte man im 18. Jahrhundert eine Kuh kaufen.

  • Jeweils 100 Piaster wurden zum Beispiel für den Verlust von Ohr, Auge, Hand oder einem Finger,
  • 500 Piaster für den Verlust des rechten Armes
  • und 1500 Piaster für den Verlust beider Beine gezahlt.

Wenn die Piraten nach einer erfolgreichen Reise einen Hafen erreichten verschleuderten allerdings viele von ihnen ihren Beuteanteil mit Glücksspielen, Trinkgelagen und Frauen.

 

Zitate von historischen Piraten-Gestalten

Bartholomäus "Black Bart" Roberts
Bartholomäus "Black Bart" Roberts

 

 

Die Zitate stammen aus dem Buch "A General History of the Robberies and Murders of the most notorious Pyrates" aus dem Jahr 1724 von  Captain Charles Johnson. Die Identität des Autors bleibt rätselhaft, man nimmt aber an, dass er gute Quellen hatte. 

Die Seitenzahlen in Klammern beziehen sich auf folgende Ausgabe: Defoe, Daniel (Kapitän Charles Johnson). Eine allgemeine Geschichte der Pyrenäen. Hrsg. Von Manuel Schönhorn. Mineola: Dover Publications, 1972/1999

 

Bartholomäus "Black Bart" Roberts

  • "In einem ehrlichen Dienst gibt es dünne Gemeingüter, niedrige Löhne und harte Arbeit; darin viel und Sättigung, Vergnügen und Leichtigkeit, Freiheit und Macht; und wer würde den Gläubiger auf dieser Seite nicht ausgleichen, wenn all die Gefahr besteht, für die man läuft." im schlimmsten Fall ist es nur ein oder zwei saure Blicke beim Würgen. Nein, ein fröhliches und ein kurzes Leben sollen mein Motto sein. " Übersetzung: "In ehrlicher Arbeit ist das Essen schlecht, die Löhne sind niedrig und die Arbeit ist hart. In der Piraterie gibt es viel Beute, es macht Spaß und ist einfach und wir sind frei und mächtig. Wer, wenn diese Wahl getroffen wird, das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass man gehängt werden kann. Nein, ein fröhliches und ein kurzes Leben sollen mein Motto sein. " (Johnson, 244)

 

Henry Avery (Informiert Captain Gibson (der ein berüchtigter Säufer war) darüber, dass er als Pirat das Schiff übernehmen wird)

  • "Komm, sei nicht erschrocken, sondern zieh dich an, und ich werde dich in ein Geheimnis einweihen. Du musst wissen, dass ich jetzt Kapitän dieses Schiffes bin, und das ist meine Kabine, deshalb musst du gehen. Ich bin an Madagaskar gebunden, mit dem Ziel, mein eigenes Vermögen zu machen, und das aller tapferen Gefährten, die sich mir angeschlossen haben ... Wenn Sie Lust haben, einen von uns zu machen, werden wir Sie empfangen. Und wenn Sie wollen, werden Sie nüchtern und kümmern Sie sich um Ihre Angelegenheiten. Vielleicht mache ich Sie mit der Zeit zu einem meiner Leutnants. Wenn nicht, ist hier ein Boot neben Ihnen, und Sie werden an Land gesetzt."  (Johnson 51-52)

Edward "Blackbeard" (Vor seiner letzten Schlacht)

  • "Verdammnis ergreife meine Seele, wenn ich dir Quartier gebe oder dir etwas wegnehme."  Übersetzung: "Ich werde verdammt sein, wenn ich Ihre Kapitulation oder Hingabe an Sie akzeptiere." (Johnson 80)
  • "Lass uns an Bord springen und sie in Stücke schneiden." (Johnson 81)

Howell Davis (Auflösung seiner Allianz mit den Piraten Thomas Cocklyn und Olivier La Buse)

  • "Hören Sie, Sie Cocklyn und la Bouche, ich finde, indem ich Sie stärke, habe ich eine Stange in Ihre Hände gelegt, um mich zu peitschen, aber ich bin immer noch in der Lage, mit Ihnen beiden umzugehen; aber da wir uns verliebt getroffen haben, lassen Sie uns trennen Liebe, denn ich finde, dass drei von einem Handel nie zustimmen können." (Johnson 175)

Bartholomäus Roberts (Erklärt, seinen Opfern, dass er nicht verpflichtet ist, einen von ihnen freundlich oder fair zu behandeln)

  • "Es gibt keinen von euch, aber er wird mich hängen, ich weiß, wann immer ihr mich in eure Macht bringen könnt." (Johnson 214)

" Black Sam " Bellamy (Entschuldigt sich bei Captain Beer, nachdem seine Piraten dafür gestimmt hatten, Biers Schiff zu versenken, nachdem er es geplündert hatte

  • "Verdammt mein Blut, es tut mir leid, dass sie dich nicht wieder deine Schaluppe haben lassen, denn ich verachte es, jemandem Unheil anzutun, wenn es nicht zu meinem Vorteil ist." (Johnson 587)

Anne Bonny (Zu "Calico Jack" Rackham im Gefängnis, nachdem er beschlossen hatte, sich Piratenjägern zu ergeben, anstatt zu kämpfen)

  • "Es tut mir leid, Sie hier zu sehen, aber wenn Sie wie ein Mann gekämpft haben, müssen Sie nicht wie ein Hund gehängt werden." (Johnson, 165)

 

Thomas Sutton

(Ein gefangenes Mitglied von Roberts Crew, als ihm von einem Piratenkollegen gesagt wurde, er hoffe, es in den Himmel zu schaffen)

  • "Himmel, du Narr? Hast du jemals ein Jahr lang Piraten dorthin gebracht? Gib mir die Hölle, es ist ein fröhlicherer Ort: Ich werde Roberts am Eingang einen Gruß von 13 Kanonen geben." (Johnson 246)

William Kidd (Nach der Verurteilung zum Erhängen)

  • "Mein Herr, es ist ein sehr harter Satz. Ich für meinen Teil bin die unschuldigste Person von allen, nur ich wurde von verletzten Personen beschworen." (Johnson 451)

Anonymer Pirat (Auf die Frage am Galgen, ob er Buße getan hat)

  •  "Ja, ich bereue von Herzen. Ich bereue, dass ich nicht mehr Unheil getan habe; und dass wir ihnen nicht die Kehlen durchgeschnitten haben, die uns genommen haben, und es tut mir sehr leid, dass Sie nicht so gut gehängt sind wie wir." (Johnson 43)

 

Es ist eine Ironie der Geschichte, daß die Piraterie noch immer den Seehandel bedrohen kann und deshalb sogar deutsche Kriegsschiffe im Jahre 2015 vor Somalia für den Kampf gegen neuzeitliche Piraten eingesetzt werden mussten.

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