Spuren der Geschichte

Vergessen - verschwunden - vermutet - verwischt:

Die ausdrückliche Erwähnung der Gemeinde Mauloff in einem alten Steinfischbacher Kirchenbuch sagt aus, dass nach dem großen Krieg die Einwohner des Ortes Mauloff um Aufnahme ins Steinfischbacher Kirchspiel gebeten hätten, da ihre Pfarrstelle verwaist sei. Dem wurde stattgegeben. Fortan fanden alle kirchlichen Handlungen sowie die Beerdigung der Toten in Steinfischbach statt.

Die auf dem alten Mauloffer Friedhof bestatteten Toten müssen also vor dem 30jährigen Krieg dort beerdigt worden sein. Kapelle und alter Friedhof gehörten wahrscheinlich wie auch sonst überall üblich zum Dorf. Der Friedhof wurde nur bis zum 30jährigen Krieg genutzt. Das Dorf Mauloff mit Kirche und Friedhof hat demnach schon vor dem 30jährigen Krieg da gestanden, wo sich heute der alte Ortskern befindet. Wie verhielt es sich aber nun mit dem „Saalhof“? Dieser urkundlich (1156) erwähnte Hof stand auf ca. 55o m Höhe dem „Seelfeld“ benachbart verkehrsgünstig an der „Alten Straße“ nahe dem Marktplatz, wahrscheinlich auf dem heute als „Kirrberg“ bezeichneten Flurstück. Der Saalhof mit dem Dorf Mulefo wird hier als Besitz des Klosters Walsdorf bezeichnet, das zum Erzbistum Mainz gehörte. Im Mittelhochdeutschen bedeutet „sal“ = „Weide“ (Vgl. die Doppelbezeichnung „Salweide“) Dieser Baum ist in der Gegend tatsächlich sehr häufig. Eine andere Auslegung ergibt sich aus der gleichlautenden zweiten Bedeutung von „sal“ oder „sel“ = “Pass“. Der Saalhof diente wahrscheinlich der Kontrolle des „Übergangs“ oder „Passes“ in die Emsregion.

Also ist anzunehmen, dass Dorf und Gutshof getrennt voneinander bestanden.

Die Stelle auf dem Kirrberg, an der der Saalhof gestanden haben soll, ist von weither (vom Treisberg und von Merzhausen) einsehbar. Er könnte also wohl den marodierenden Soldatenhaufen in der zweiten Hälfte des 30jährigen Krieges ein Anreiz gewesen sein.

Vor 1156: Der urkundlich erwähnte Saalhof stand auf ca. 55o m Höhe dem „Seelfeld“ benachbart verkehrsgünstig an der „Alten Straße“ nahe dem Marktplatz, wahrscheinlich auf dem heute als „Kirrberg“ bezeichneten Flurstück. Im Mittelhochdeutschen bedeutet „sal“ = „Weide“ (Vgl. die Bezeichnung „Salweide“) Dieser Baum ist in der Gegend tatsächlich sehr häufig. Eine andere Auslegung ergibt sich aus der gleichlautenden zweiten Bedeutung von „sal“ oder „sel“: Der Saalhof diente vielleicht der Kontrolle des „Übergangs“ in die „Ems“.

Wahrscheinlich schon früher (darauf deutet das Vorhandensein einer Kapelle hin, die auch im Mauloffer Wappen auftaucht) bestand das Dorf „Mulefo“ (= mittelhochdeutsch „Erdbach“) mit 30 (!) Mansen (= Gehöften).

Im Jahre

1156 wird Mulefo erstmals als zum Saalhof gehörig erwähnt. Es werden 30 „Mansen“ genannt, die zum Dorf gehören. Das ist für die damalige Zeit ungewöhnlich viel (= 900 Morgen). Der Saalhof mit dem Dorf Mulefo wird hier als Besitz des Klosters Walsdorf bezeichnet, das zum Erzbistum Mainz gehörte.

 

Im Mittelalter:

Wo lag das alte „Mulefo“? Viele Heimatforscher gehen zu Recht davon aus, dass in fränkischer Zeit große Höfe mit kleineren Einzelgehöften umgeben wurden, deren unfreie Bewohner auf dem Gutshof Hand- und Spanndienste zu leisten hatten. Dass dies genau so auch für Mulefo zutraf, dagegen spricht der Ort, an dem sich die Ruine der alten Kapelle befindet. Die Kirche war in alten Zeiten immer im Zentrum des Dorfes. Über der Ruine der Kapelle wurde in Mauloff später verbürgt das Backhaus errichtet. (Weitere Argumente s. „30jähriger Krieg“). Wo eine eigene Dorfkapelle bestand, siedelten vermutlich wie in vielen ähnlichen Fällen im alemannisch-fränkischen Raum zunächst freie Bauern. Wie viele es ursprünglich waren, wie sie nachgewiesenermaßen in die Abhängigkeit eines Klosters gerieten, darüber kann nur spekuliert werden.

Denkbar ist auch, dass wie in Chatten-Hessen in nachrömischer Zeit schon eine alte alemannische Siedlung bestand, die von freien fränkischen Siedlern erweitert wurde oder durch fränkische Unfreie oder beides. Wir sind hier auf Vermutungen angewiesen.

Kern des Dorfes dürfte der innerhalb der heutigen „Ringstraße“ gelegene Bereich mit Kapelle und Friedhof (später Schule kombiniert mit Backhaus und Schulhof) gewesen sein.

Das Dorf war wahrscheinlich zur Talseite befestigt (vgl. die Flurnamen „Torwiesen“ und „An der Mauer“). Zu den Waldseiten hin wurde es gegen Raubritter und Gesindel wohl durch Dornenhecken (S. Flurname) und vielleicht auch durch sogeanntes „Gebück“ geschützt. Das Gebück war eine seit dem frühen Mittelalter übliche Verflechtung von Buchengezweig untereinander und mit dem Boden, die mit den Jahren immer dichter und undurchdringlicher und so zu einer billigen natürlichen Wand wurde. Es war auch in anderen Taunusdörfern üblich, wo Flurnamen noch darauf hinweisen (Hasselbach). Darüber hinaus gewährten auch dicht aneinandergebaute fensterlose Außenmauern von Wirtschaftsgebäuden einen gewissen Schutz vor feindlichen Angriffen. Möglicherweise wurde sogar die Gemarkung durch Gebück gesichert. Dafür spricht die Flurbezeichnung „Wehrholz“.

In der näheren Umgebung von „Maulaff“ oder „Maulav“, wie es später genannt wurde, löschten Krankheiten wie das „Laad“ (=die Pest) und Hungersnöte ganze Dörfer aus (Landstein, Nodingstal, Rossbach). Wann genau das geschah und wie stark Mulefo davon betroffen war, kann nicht mehr nachvollzogen werden.

Mauloff wechselte im Mittelalter den Besitzer. Es soll zeitweise den Reiffenbergern gehört haben, die oft Überfälle auf fahrende Kaufleute verübten. Ein andermal soll es zur Herrschaft Alt-Neuweilnau gerechnet worden sein. Darüber gibt es jedoch keine Belege.

Vermutlich wurde Mauloff mit dem Kloster Walsdorf zusammen nassauisch. Das Dorf selbst wird zwar ???nicht???erwähnt.

Man darf jedoch annehmen, dass es ohne wesentliche Veränderungen beim Kloster blieb und nicht anderweitig veräußert wurde.

1346 wurde das Kloster Walsdorf und mit ihm wohl auch das Dorf Mauloff zum Spielball im Gezänk zwischen Kaiser und Papst: Letzterer setzte den Mainzer Erzbischof ab, den Kaiser Ludwig IV begünstigt hatte. Stattdessen kam nun durch den Willen des Papstes Gerlach von Nassau auf den Thron des Mainzer Erzbischofs. Pikant an dieser Wahl war, dass der gleichnamige Vater des neuen Würdenträgers sowie seine beiden Brüder Adolf und Johann zu Ludwig IV gehalten hatten. Es kam sogar zu jahrelangen Fehden zwischen dem Erzbischof und dem Rest seiner Familie. Diese wurde schließlich

1350 mit der Übereignung des Klosters Walsdorf an Adolf besänftigt. Das war für die nassauischen Grafen strategisch wichtig, lag es doch in der Nähe ihrer Besitzung Idstein. Auch im Hintertaunus besaßen die nassauischen Grafen bereits Land, das sie von den Diezer Grafen gekauft hatten, nämlich Neuweilnau und Usingen. Mauloff als Teil des Walsdorfer Klosterbesitzes hätte sich sehr wohl geeignet, den nassauischen Flickenteppich zu vergrößern. Adolf wurde später glückloser deutscher König.

1522 , so berichtet Eugen Ernst, schlossen sich die Reiffenberger Ritter der Reformation an. Ihre Untertanen waren vermutlich im 14. Jahrhundert frei von Leibeigenschaft.

Nach dem Bauernaufstand

1525 wurden alle alten Urkunden über verbriefte Freiheiten und Vorrechte der bäuerlichen Bevölkerung von Dörfern und Klöstern im Erzbistum Mainz eingezogen und vernichtet. Nur Besitz- und Schenkungsurkunden, die dem Erzbistum oder den darin gelegenen Klöstern Vorteile bescheinigten, wurden bewahrt. Seit alters her überkommene Vorrechte gingen so ebenfalls verloren. Sodann wurden neue Urkunden nur mit neuen Pflichten ausgestellt. So erklärt sich vielleicht, dass über unsere Region so wenige alte Dokumente überhaupt existieren, es sei denn, es handelt sich um Leibeigenschaft oder Dienstbarkeiten. Alle bisherigen Gerichte und Räte wurden ihres Amtes enthoben. Der Erzbischof verfügte eine neue Landesordnung, die angenommen werden musste. Soweit der Adel am Aufstand beteiligt gewesen war, wurde auch er bestraft. Alle Waffen mussten im Schloss zu Eltville abgeliefert werden: Spieße, Hellebarden, Feuerwaffen, Degen, Messer und selbstverständlich Kanonen. Das Volk wurde von einer großen Angst erfasst, weil es sich nicht mehr verteidigen konnte. Die Heere des Schwäbischen Bundes konnten sich wegen eines Vertrages mit dem erzbischöflichen Statthalter nicht durch Plünderungen und Brandschatzungen schadlos halten. Die Aufständischen hatten im Gegenzug große Schadenersatzleistungen zu erbringen. Die Bauern mussten dabei noch froh sein, ihr Leben und einige karge Habe retten zu können. Sie verdankten dies dem Verhandlungsgeschick des Wilhelm von Hohenstein, der zu dieser Zeit Bischof von Straßburg, mainzischer Domherr sowie erzbischöflicher Statthalter war und sich sehr für die Bevölkerung einsetzte. Andernorts in Süd- und Westdeutschland wurden ganze Dörfer niedergebrannt und die Bauern schwer misshandelt. Ob und wie weit Mauloffer Bewohner in diese Wirren eingebunden waren, ist nicht überliefert. Wegen der Zugehörigkeit zum Erzbistum Mainz dürfte das Dorf wohl kaum ohne zumindest materiellen Schaden davongekommen sein.

 

Spätes Mittelalter:

Rinnöfen zum Eisenschmelzen standen oberhalb des „Baumgartens“ neben dem Gaul’schen Grundstück in der „Harres“. Das Eisenerz wurde aus dem Lahn-Dill-Gebiet mit Ochsengespannen herangeholt. Bei den Fahrten dorthin wurde Holzkohle mitgenommen, die in den heimischen Wäldern von Köhlern erzeugt wurde. Noch heute deuten am Rande alter Waldwege seitliche Einbuchtungen auf ehemalige Meiler hin. Beim Nachgraben findet sich vielfach noch schwarze Erde. Von der Lahn bei Villmar holten einzelne Dorfbewohner in Lohnarbeit mit Ochsengespannen Sand und ungelöschten Kalk zum Weißen (= Desinfizieren) der Ställe und für den Hausbau. Auch damals schon dürften die Bauern auf Nebenerwerb angewiesen gewesen sein!

Ackerbau gab es auf heute noch bestehenden Waldterrassen am Mauloffer Berg und außer auf den heute bestellten Flächen wohl auch in der heutigen Wiesenflur. Am „Ulmisrain“ und oberhalb davon nach dem Dorf zu bestanden bis zur Konsolidierung als Wiesen genutzte ehemalige Ackerterrassen.

Die Wiesen wurden wohl vorwiegend zur Vorratshaltung für den Winter genutzt, denn sowohl Kühe als auch Schweine wurden von Frühling bis Herbst in den Wald getrieben („Keugass“ = „Seelenberger Weg“ und „Säutrieb“ = “Heideweg“). In den Zwölf Morgen befand sich die dem ganzen Dorf gehörende Kuhweide.

Die Schafe wurden von einem gemeindeeigenen Schäfer betreut und weideten auf dem Brachfeld und vermutlich wie auch andernorts auf der dafür vorgesehenen Heide.

Auch die inzwischen vernichtete „Mauloffer Heide“ war Allmende, d. h. Allgemeinbesitz. Entstanden war sie durch Übernutzung. Die Bauern entnahmen in mageren Jahren aus der Heide „Placken“, d. h., sie schälten den von den Schafen gut gedüngten Boden ab, verwendeten ihn als Einstreu und brachten diese hinterher wieder auf ihren Feldern aus. Die dauernde Bearbeitung der Felder verhinderte ein Einwurzeln der typischen Heidepflanzen in der Feldflur. Auf der Heidefläche selbst magerte der Boden aus, die typischen Heidepflanzen setzten sich durch (S. „Vegetation“). Jeder Bürger durfte dort in Maßen was immer dort wuchs holen, z. B. Bäume fällen, Wacholder zum Räuchern, und Heidelbeeren entnehmen. Diese Regelung bestand bis ins 20. Jahrhundert! Sogar von auswärts kamen im Krieg und in den ersten Nachkriegsjahren die Leute mit großen Eimern zum Heidelbeerpflücken. (Die Beeren wurden als vitaminreiche Beilage zu Nudeln eingeweckt oder getrocknet als Mittel gegen Durchfall verwendet.)

Das Gleiche galt für das „Loh“ (vom heutigen Parkplatz des Naturpark Hochtaunus zum Waldrand bis ans Ende des Seelfeldes). Eichenlohe wurde zum Gerben und als Heilmittel gegen Entzündungen gebraucht.

Aus dem Weidebetrieb über drei Jahreszeiten lassen sich vielleicht auch die relativ kleine Wiesenflur sowie die doppelt, als Scheune wie auch als Stall genutzten Wirtschaftsgebäude der damaligen Zeit erklären: Es musste nur wenig Heu und Stroh eingelagert werden.

 

Fortschritt im Nassauer Land:

Die früheste Nachricht über Bildung und Erziehung außerhalb von Klöstern und Adelshäusern datiert von

1551: Damals wurde in Usingen auf Betreiben von ??? eine Lateinschule gegründet, deren Besuch aber kostenpflichtig war. So bot sich wohlhabenden Usinger Bürgern erstmals die Gelegenheit, ihre Kinder außerhalb ihres Hauses unterrichten zu lassen. Bauern aus Mauloff werden wohl kaum die finanziellen Möglichkeiten gehabt haben, ihren Söhnen solche Bildung zu verschaffen.

Im 30jährigen Krieg wurde der Saalhof vermutlich zerstört. Die Stelle auf dem Kirrberg, an der er gestanden haben soll, ist von weither (vom Treisberg und von Merzhausen) einsehbar. Er könnte also wohl marodierenden Soldatenhaufen ein Anreiz gewesen sein.

„Mulefo“ soll um den Saalhof herum gelegen haben und wurde der Sage nach zur gleichen Zeit wie dieser zerstört und an nicht einsehbarer Stelle wieder aufgebaut. Dagegen sprechen aber mehrere Fakten:

1. Der Erhalt wenigstens einiger Grundmauern der alten Kapelle im Ort Mauloff, die nach dem 30jährigen Krieg nicht mehr für kirchliche Zwecke genutzt wurde. Die Kapelle und der dazugehörige Friedhof müssen dort schon vorher existiert haben (Vgl. Abs. 3).

2. Nach anderer mündlicher Überlieferung blieben im heutigen Dorf Mauloff nach dem 30jährigen Krieg drei Höfe von 30 bestehen.

3. Die ausdrückliche Erwähnung der Gemeinde Mauloff in einem alten Steinfischbacher Kirchenbuch sagt aus, dass nach dem großen Krieg die Einwohner des Ortes Mauloff um Aufnahme ins Steinfischbacher Kirchspiel gebeten hätten, da ihre Pfarrstelle verwaist sei. Dem wurde stattgegeben. Fortan fanden alle kirchlichen Handlungen sowie die Beerdigung der Toten in Steinfischbach statt. Da wegen der großen Entfernung diese Zeremonien sehr schwierig durchzuführen waren, errichtete die Gemeinde Mauloff im 18. Jahr hundert einen neuen Friedhof am Ortsrand. Die auf dem alten Mauloffer Friedhof bestatteten Toten müssen also vor dem 30jährigen Krieg dort beerdigt worden sein. Kapelle und Friedhof gehörten wahrscheinlich wie auch sonst überall üblich zum Dorf. Der Friedhof wurde seit dem 30jährigen Krieg nicht mehr genutzt.

1910 wurde er zum Schulhof. Heute gehört er zum Grundstück von Herrn Manier. Als dieser in den 80er Jahren eine Garage bauen ließ, kamen bei Baggerarbeiten menschliche Knochen, auch ein fast vollständig erhaltenes Skelett zutage.

4. Gegen eine Neuanlage des Dorfes an heutiger Stelle nach dem 30jährigen Krieg spricht auch der Beginn und Verlauf zweier Wiesenpfädchen, die bis zur Konsolidierung in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts genutzt wurden und beide anscheinend dem Zweck dienten, das Dorf mit dem Saalhof zu verbinden. Eines begann bei den Torwiesen , verlief auf etwa gleichem Niveau etwas höher als der heutige Wiesenweg zum Kirrberg, zweigte in den Pfingstwiesen aber ab zur nächsten Ackergewann. Diese mündete auf der „Alten Straße“. Das andere begann etwa am anderen Ende der Torwiesen, führte vorbei am „Kurre“, dann steil bergab, über den Kirrbergsbach hinüber und endete am Bachübergang am Fuße des ersten kleinen Wäldchens. Beide Wiesenpfädchen begannen also beim Dorf und endeten an verschiedenen Stellen des Kirrbergs, auf dem der Saalhof vermutlich stand.

Aus diesen Fakten ergibt sich, dass das Dorf schon immer da lag, wo noch heute der Ortskern ist.

 

Wann wurde Mauloff nassauisch?

Fortschrittliche Nassauer ?

 

Nach dem 30jährigen Krieg regierte zunächst die Mutter des späteren Fürsten Walrad das Fürstentum Nassau-Usingen, später dieser selbst. Er machte Usingen zur Residenz und führte

1694 den Schulzwang ein.

1702 folgte Walrads Sohn Wilhelm Heinrich in der Regierung. Er vermählte sich

1706 mit Charlotte Amalie von Dillenburg.

1717 wurden Finsternthal, Mauloff und Riedelbach dem Amt Usingen zugeschlagen. Damit war die Kontrolle nähergerückt.

Als Fürst Wilhelm Heinrich im Jahre

1718 starb, regierte zunächste seine Witwe Charlotte Amalie für ihre beiden Söhne. Sie erließ

1729 eine Forstordnung und

1730 eine Schul- und Konfirmationsordnung. Die Lehrer waren vorwiegend von den Gemeinden auf Zeit gedungen. Daher nannte man diesen Schultyp auch „Dingschulen“. Die Lehrer wurden mit Naturalien und Deputatholz und -land entlohnt.

Im 18. Jahrhundert müssen zeitweise katastrophale Ernährungsverhältnisse geherrscht haben: Es wurden etwa 200 Morgen Land mit der Gemeinde Riedelbach gegen Saatgut getauscht.

Die Regentin förderte den Kartoffelanbau, der allerdings wie auch in anderen deutschen Kleinstaaten nur zögernd angenommen wurde. Der Großteil der Bevölkerung blieb lieber bei der Schaf- und Ziegenhaltung. Nachdem Köhlerei , Holzkohle- sowie Eisenerztransport und –schmelze nichts mehr abwarfen, verlegten sich die Bewohner des Dorfes nach und nach auf Flachsanbau und Leineweberei. Fast in jedem Haus wurde vor dem Winter ein Webstuhl aufgebaut und zum Nebenerwerb und natürlich für den eigenen Bedarf genutzt. Regelrechte Industrie gab es nur im Weiltal und in Usingen, wo eingewanderte Hugenotten und Mennoniten den Fortschritt brachten.

1744 starb Charlotte Amalie. Ihre beiden Söhne teilten das Land. Karl erhielt Usingen, Idstein und Wiesbaden und verlegte die Residenz aus dem Taunus nach Wiesbaden-Biebrich, die Regierung und die Verwaltung siedelte er in Wiesbaden an. Nur die Gerichtsbarkeit blieb in Usingen. Immerhin wurden so wenigstens Verwaltung und Justiz getrennt, lange bevor sich die Ideen der Gewaltenteilung in Europa verbreiteten. Hatte vielleicht die nassau-saarbrückische Linie an diesem fortschrittlichen Denken Anteil, die ja räumlich Frankreich nahe war, dem Mutterland des freiheitlichen Denkens? Später bewirkte ein Steuerstreit mit dem nassauischen Landesfürsten, dass die weitere Nutzung der Zwölf Morgen als allgemeine Viehweide untersagt wurde. Die Mauloffer Bauern mussten ihr Vieh im Stall halten und von Frühling bis Herbst täglich frisches Futter nach Hause schaffen. Das bereitete viel Mühe.

Die Gemeinde musste

1756 rund 80 Morgen Wald an das Herzogtum Nassau abtreten, um

1757 eine Forderung auf Deputatholz abzulösen.

1775 wurde Karls Sohn Wilhelm sein Nachfolger. Dieser begründete

1779 in Idstein ein Lehrerseminar.

1781 verfügte Karl Wilhelm, dass alle Schulen im Herzogtum ständige Schulen werden sollten. Für den Fall, dass einzelne Gemeinden Widerstand leisteten, drohte er von vornherein Waffengewalt an. Vermutlich daraufhin wurde in Mauloff die zerstörte Kapelle auf den alten Grundmauern als Backhaus wieder aufgebaut. Im Obergeschoss wurde das Rathaus bzw. die Schule eingerichtet, weil so Heizkosten gespart werden konnten.

Die nassauische Buildungsreform erzwang eine Simultanschule ???wann??? für alle Konfessionen, einschließlich der Juden und auch für Jungen wie Mädchen.

Im Backhausturm hing eine kleine zinnerne Glocke mit einem Sprung, die jeden Morgen um 8°° h zu Unterrichtsbeginn vom Gemeindediener geläutet wurde, werktags dann wieder um 11°° h die Frauen vom Feld nach Hause rief, damit sie zeitig das Mittagessen kochen konnten, um 13°° h die Schule beendete und jeden Abend etwa gegen 18.30 h die Kinder mit dem „Nachtläuten“ zum Heimgehen mahnte. Diese Glocke läutete auch bei Beerdigungen und Brand. (Das blieb so bis in die 50er Jahre. Dann schaffte die Gemeinde Mauloff ein neues Geläut mit drei großen Glocken aus Bronze an. Die kleine Glocke wurde nach Steinfischbach verkauft.)

Der Unterricht der Mauloffer Kinder fand trotz eigenen Schulraums zeitweise mit den Finsternthaler oder Riedelbacher Kindern statt, teilweise auch in den Nachbarorten, je nach Lehrerversorgung. Die Schulwege wurden bei Wind und Wetter zu Fuß zurückgelegt, über die „Pfädchen“.

Im 19. Jahrhundert lebten im Herzogtum Nassau noch etwa 83 % der Bevölkerung auf dem Lande. Die Hofreiten waren aber wegen des kargen Bodens durchweg kleiner als in benachbarten Staaten.

Bedingt war das durch die nassauische Erfindung der Realteilung, die vorschrieb, dass alle Erben eines Hofes gleich große Anteile zu erhalten hatten. Das brachte einen ständigen Wechsel in den Eigentumsverhältnissen mit sich und immer kleinere Grundstücke. Ein Beispiel: Meine Eltern tauschten nach dem 2. Weltkrieg vor der Konsolidierung mit einer anderen Bauernfamilie ein Äckerchen, auf dem eben ein Kuhgespann nebeneinander Platz hatte. Das Grundstück endete in der Mitte der Gewann (!). Um dieses Minifeld zu bestellen, hatten die Kühe größtenteils auf den Äckern der Nachbarn laufen müssen. Die positive Seite der Realteilung war, dass nachgeborene Kinder die Möglichkeit erhielten, ihr Erbe zu vergrößern und neue Betriebe zu schaffen. In der Realität fand das aber nur selten statt. Die meisten Kleinbauern waren daher immer auf Nebenerwerb angewiesen. Im alten Mauloffer Stockbuch sind als Berufe neben dem des Landwirts erwähnt: 1 Soldat in holländischen Diensten und mehrere Strumpfweber. Als im 19. Jahrhundert die Kartoffelfäule um sich griff, brachte das große Not ins Land.

Bauern und Bürger hier und Adel da – im Land Nassau wurde bei der Erbteilung mit zweierlei Maß gemessen: Die verschiedenen nassauischen Linien gründeten

1783 den Nassauischen Erbverein, der das Erstgeburtsrecht vorschrieb sowie den wechselseitigen Heimfall bei Kinderlosigkeit.

1806 erhielten die Nassauer die Herzogswürde.

1811 verfügte Herzog Friedrich August die Begünstigung von Stampflehmbauten (Pisébau), für deren Errichtung wenig Holz benötigt wurde. Die Industrialisierung und die rasche Bevölkerungszunahme hatten Holz teuer gemacht. Wer nun vorwiegend Lehm verwendete, erhielt das dazu erforderliche Bauholz um ein Drittel billiger. Stampflehmbauten entstanden in Gemünden und Finsternthal, nach dem Vorbild dces Weilburger Fabrikanten Wilhelm Jakob Wimpf. (Lehm wurde in eine Schalung aus Holzbrettern gestampft).

1820 vermerkt die Walsdorfer Pfarrchronik, dass in diesem Dorf die Tore abgebrochen wurden, „welches aller Orten stattfand, wo es herzoglich Hoher Landesregierung zweckmäßig erschien. Möglicherweise war dies auch der Zeitpunkt, zu dem in Mauloff das Tor verschwand.

1845 galt ein Bauer, der 20 bis 30 Morgen sein Eigen nannte, schon als wohlhabend. Wer ein Zugpferd hatte, war reich. Nur wenige besaßen über 100 Morgen. Wo alle Felder zerstreut in kleinen Grundstücken durcheinander lagen, konnte nicht von der Einführung bestimmter Wirtschaftssysteme, von kostspieligen Versuchen und Anschaffung teurer Werkzeuge oder großer Viehrassen, nicht von großen Herden hochfeiner spanischer Schafe oder arabischer Pferde die Rede sein. Kühe, Schafe, Schweine, Ziegen, Gänse, Enten und Hühner alter Rassen bestimmten das Bild der Dorfstraßen.

1866 verlor Herzog Adolf sein Land an Preußen, jedoch wurde er später als einziger männlicher Verwandter im Erbfall Großherzog von Luxemburg.Das Fürstentum Nassau-Usingen wurde zu Preußen geschlagen, das Herzoglich Nassauische Amt Usingen kam zum Obertaunuskreis. Damit wurde auch Mauloff der preußischen Gesetzgebung unterworfen. Kreisstadt war Bad Homburg, aber immer wieder wurden bis ins 20. Jahrhundert einzelne Ämter zwischen Usingen und Bad Homburg hin- und hergeschoben, so wurde zuletzt das Katasteramt für den Hintertaunus 1954 wieder nach Usingen verlegt

1871 wurde nach einem Sieg über Frankreich in Versailles bei Paris der Deutsche Kaiser Wilhelm II gekrönt. Seitdem wurden er und seine Familie in allen deutschen Schulbüchern verherrlicht.

 

(noch darzustellen: Preußische Staatsführung und „Gerechtigkeit“, Schulaufsicht, Leibeigenschaft)

 

Zwischen 1900 und dem Zweiten Weltkrieg:

Flachsanbau und Leineweberei, selbst nur für den Eigenbedarf, kamen völlig zum Erliegen. Textilien waren billiger zu kaufen als selbst herzustellen, jedoch nicht so spottbillig wie heute!

Manche Einwohner hielten noch selbst Schafe. Die Wolle wurde mit Zwiebelschalen gefärbt und zu Strümpfen, Handschuhen, Mützen, Pullovern, Jacken u. dgl. verarbeitet. Sogar die meisten Männer konnten stricken. Sie lernten es beim Militär!

An im Dorf ausgeübten Berufen gab es einen Bau- und Möbelschreiner, je einen Schneider, Gastwirt, Krämer, Wagner sowie zwei Maurer. Alle diese Männer arbeiteten zugleich in ihrer eigenen kleinen Landwirtschaft. Kuh- und Schweinehirt sowie Schäfer existierten als Berufe nicht mehr. Die Maurer verließen in der Nacht von Sonntag auf Montag das Dorf, um in der Stadt Arbeit zu finden. Freitags abends wanderten sie dann wieder zu Fuß nach Hause. So sparten sie das Geld für die Bahnfahrt. Der Samstag gehörte den schweren Arbeiten, die ihre Frauen nicht allein bewerkstelligen konnten. Wenn nicht gerade die Feldarbeit drängte, blieben manche Pendelarbeiter wochenlang dem Dorf fern. Die Weltwirtschaftskrise erhöhte die Probleme der Pendler noch durch die allgemeine hohe Arbeitslosigkeit.

Der nächste Arzt praktizierte auf der Tenne, er hieß Dr. Allmann. Er verordnete grundsätzlich preiswerte Medikamente. Doch bevor die Dörfler zum Doktor gingen oder gar ihn rufen ließen, versuchten sie es erst mal mit überlieferten Mitteln, vorzugsweise Heilkräutern. Nur wenn das nicht half (z. B. bei Warzen), verlegten sie sich auf das „Brauchen“, das Anrufen Gottes und der Dreifaltigkeit. Das taten sie nicht gerne, weil sie eine göttliche Strafe fürchteten. Bekannt für sein umfassendes Heilkräuterwissen war der „Engelsvodder“. Er hätte nach der Tradition sein Wissen an ein jüngeres weibliches Familienmitglied weitergeben sollen, doch die Schwiegertochter weigerte sich. So ging das Amt an den an Sohnes statt angenommenen Neffen, Karl Klapper, über. Dessen Sohn, Wolfgang Klapper, studierte später Medizin.

Der alte Teil des heutigen Friedhofs wurde mit einer Hecke eingefasst. Er beherbergte alte Grabsteine mit Daten zurück bis

1768. Ein Hochbehälter wurde in den Rainwiesen oberhalb von „Butze“ errichtet. In alle Häuser wurden Leitungen gelegt.

Die Brunnen in der Hintergasse vor dem heutigen Rose-Spielplatz und am Lindenbaum flossen noch oberirdisch bis ????

1910 in Mauloff wurde eine neue Schule gebaut.

Bildungsmöglichkeiten im ehemaligen Kreis Usingen

1920 In Usingen nahm eine Landwirtschaftsschule den Lehrbetrieb auf, an der junge Männer, später auch Mädchen, einen Abschluss erwerben konnten, der dem der Mittleren Reife entsprach. Diese Schule stellte im Jahre ???? mangels Nachfrage den Unterrichtsbetrieb ein.

1922 Wurde in den Räumen des bisherigen Lehrerseminars eine Aufbauschule eingerichtet, die mit der 7. Klasse begann. Die Schüler erhielten die Möglichkeit, auch ohne Griechisch- und Hebräischkenntnisse Abitur zu machen (=Realgymnasium). Die Schule erhielt nach einem berühmten Sohn Usingens den Namen „Christian-Wirth-Schule“.

1936/37 wurde in Usingen zunächst in den Räumen der CWS eine Berufsschule eingerichtet, deren Unterricht anfangs noch teilweise in Volksschulen außerhalb Usingens ausgelagert war. 1955 wurde eine Handelsschule angefügt.

1976 wurde das Usinger Gymnasium mit der dortigen Haupt- sowie der Realschule zu einer additiven Gesamtschule vereinigt.

1988/89 wurde die Christian-Wirth-Schule wieder zum eigenständigen Gymnasium.

Seit 2004/2005 wird an der CWS ein verkürzter Bildungsgang angeboten mit der Möglichkeit zum Abitur nach der 12. Klasse.

Bis zum 2. Weltkrieg war noch für nicht im Dorf Geborene der Einkauf in Bürgerrechte Pflicht. Hier ging es nicht um das preußische Bürgerrecht, das die minder bemittelte Bevölkerung von den Wahlen ausschloß, sondern nur um gemeindliche Belange: Holzeinschlag auf Heide und Loh war erlaubt für eigenen Bedarf , aber in Maßen; Leseholz war gratis, 2 Klafter Holz pro Haushalt im Jahr waren gratis, Wasser war gratis! Mit den Bürgerrechten waren automatisch Pflichten verbunden: Pro Haushalt musste mindestens eine erwachsene Person (= ab 14Jahre) mehrere Tage im Jahr beim Wegebau helfen. Löcher wurden mit Lesesteinen von den Äckern ausgefüllt, die an den Waldrändern aufgeschüttet und so für spätere Verwendung gesammelt wurden . Es gab noch keine geteerten Straßen. Im Winter musste bei großen Verwehungen nach dem gleichen System Schnee geschippt werden. Die Anordnungen traf der Bürgermeister.

Verwendete Literatur

1.) Paul Richter: „Der Rheingauer Bauernaufstand 1525“ in:

„Nassauer Land – ein Heimatbuch“ erschienen im Kommissionsverlag von Limbarth-Venn, Buchhandlung Arthur Venn, Wiesbaden, Kranzplatz 2, o. Jahresangabe; herausgegeben von dem Ausschuss für Verwaltung des Lesebuchs in Wiesbaden.

2.) R. H. Kaethner, Gemünden: „Vom Amt zum Kreis – Überblick über die Geschichte des Usinger Landes von der Regierung des Grafen Walrad (1659 –1702) bis zur Bildung des Kreises Usingen“ erschienen in „Usinger Land“ – Heimatbeilage zum „Usinger Anzeiger“, Jahrgang 1961, März/April Nr. 3/4

3.) Festschrift: „774 – 1974 – 1200 Jahre Walsdorf. Illustrationen aus Urkunden, Chroniken und Büchern“.

4.) „Nassauische Volkskunde – Bilder und Skizzen aus dem heimischen Schrifttum“. Ohne Jahresangabe (um 1930). Herausgeber: Kurt Krause und Georg Wolff. Verlegt bei Ferdinand Hirt in Breslau.

5.) Eugen Ernst: „Das Weiltal – Heimat zwischen Feldberg und Lahn“, Druck und V erlag Esser, Neuweilnau, 2. Aufl. 2005

Gerhard Buck: „Walsdorfs Freiheitsrechte. 625 Jahre Stadt und Freiflecken“; Cambergder Vlg.; Schriftenfolge Goldener Grund Nr. 22; Vlg. Ulrich Lange, Bad Camberg 1983